Hydrothemen Nr. 44 Oktober 2023
12.10.2023
Hydrotec trauert um Martin Dornseifer
18.10.2023
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NASIM ermöglicht die integrierte Bearbeitung wasserwirtschaftlicher Aufgabenstellungen auf verschiedenen Skalierungsebenen in nur einem Modell.

NASIM – vielfältig einsetzbar für die Aufgaben der Wasserwirtschaft

Die N-A-Modellierungssoftware NASIM bildet die hydrologischen Prozesse natürlicher und urbaner Einzugsgebiete detailliert ab. Seine hohe Skalierbarkeit erlaubt es, die vielfältigen Aufgaben der Praxis mit einem einzigen Modell zu bearbeiten.

NASIM zeichnet sich aus durch umfassende Funktionalitäten, eine integrierte Geodatenhaltung und Offenheit zu anderen Systemen.

NASIM-Infotage 2023 – Einsatzbereiche

Der Einsatz von NASIM in der Praxis steht bei den NASIM-Infotagen am 19. und 20. Oktober 2023 im Fokus. Am 19. Oktober stellen wir in interessanten Fachvorträgen die aktuellen Entwicklungen unserer N-A-Modellierungs-Software NASIM vor.

Präsentiert und diskutiert werden u. a. Anwendungsfälle in der Regenwasserbewirtschaftung und Klimaanpassung, der Führung von Einleitungsnachweisen und der Sicherheitsüberprüfung von Stauanlagen bis hin zur Kopplung von NASIM mit dem Grundwassermodell Spring für eine umfängliche Abbildung des Wasserkreislaufs.

Aus dem Entwicklungsteam stellen wir Ihnen die neu implementierten Funktionen wie die Abbildung komplexer Bauwerkssteuerungen vor und geben einen Ausblick auf kommende Releases.

NASIM ermöglicht die integrierte Bearbeitung wasserwirtschaftlicher Aufgabenstellungen auf verschiedenen Skalierungsebenen in nur einem Modell.

Für den 20. Oktober bieten wir zusätzlich halbtägige Spezialschulungen zu vier aus dem Anwenderkreis besonders nachgefragten Themen:

  • Urbanhydrologie / Nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung
  • Einleitungsnachweise (Immission) nach A102
  • Bauwerkssteuerung mithilfe globaler Prozesse und Variablen
  • Automatisierte Kalibrierung mit NASIM

Einsatz von NASIM zur Sicherheitsüberprüfung von Stauanlagen

NASIM hat sich als Modellierungswerkzeug für die Sicherheitsüberprüfung von Stauanlangen nach DIN 19700 in zahlreichen Projekten bewährt.

2022 beauftragte die EWR GmbH (Energie und Wasser für Remscheid) Hydrotec damit, Bemessungshochwasserabflüsse zu berechnen und die Nachweise für die Eschbachtalsperre durchzuführen.

Mauer der Eschbach-Talsperre. Quelle: Wupperverband

Die Eschbachtalsperre wird seit 2007 vom Wupperverband betrieben. Heute dient sie insbesondere dem Hochwasserschutz und der Niedrigwasseraufhöhung. Die Talsperre, die im Oberlauf des Eschbachs liegt, umfasst ein Einzugsgebiet von etwa 5 km².

Hydrotec untersuchte im Rahmen des Projekts die Hochwassersicherheit nach DIN 19700 für das BHQ1 und BHQ2 sowie den regulären Hochwasserschutz (BHQ3).

Grundlage für die hydrologischen Simulationen bildete das Wasserbilanzmodell Eschbach vom April 2017 (Hydrotec, Auftraggeber Wupperverband). Der Modellbereich der Eschbachtalsperre wurde geprüft und aktualisiert bzw. fortgeschrieben sowie an vorliegenden Talsperrenmessungen (Inhalt und Ablauf) kalibriert. Eine Einordnung des Hochwassersereignisses vom Juli 2021 wurde ebenfalls vorgenommen. Einzelne Arbeitsschritte waren u. a.

  • Langzeitsimulation für maximale Zeitreihendauer inkl. statistische Auswertungen, Einordnung des Ereignisses 7/2021
  • Spendenanalyse und Analyse der Abflussscheitel und -füllen sowie der Konzentrationszeiten
  • Ankalibrierung von Bemessungsereignissen an die Ergebnisse der Langzeitsimulation, Simulation emessungsniederschläge KOSTRA-DWD-2020 und PEN-LAWA inkl. Sensitivitätsanalyse
  • Extremwertbetrachtungen (N-A-Simulation MGN und Analyse)

Dreilägerbach-Talsperre, Mauer und Überlauf-Bauwerk. Quelle: Hydrotec

Die Untersuchung der Hochwassersicherheit der Eschbachtalsperre für die Abflüsse BHQ1, BHQ2 und BHQ3 umfasste

  • Klassifizierung nach DIN 19700, Ermittlung Freibord
  • Festlegung und Modellberechnungen für BHQ1, BHQ2, BHQ3
  • Darstellung der Funktionsweise der Talsperre inkl. Dokumentation BHQ3
  • Analyse von Abgabevarianten für Hochwasserschutzraum und den Einfluss auf die Ortslagen unterhalb
  • Nachweisführung BHQ1 und BHQ2 unter Berücksichtigung der n-1-Regel
  • Ermittlung des Restrisikos (BHQmax) inkl. MGN

Eine Anpassung der Modelldaten an die ab 1. Januar 2023 geltenden neuen KOSTRA-Daten erfolgte im laufenden Projekt, das im Juni 2023 erfolgreich abgeschlossen wurde.

Einleitungsnachweise nach A102 mit NASIM – detailliert

Durch die Integration von Stoffberechnungen (u. a. pH-Wert, Ammoniak, Sauerstoff, AfS63) ist NASIM besonders gut für Einleitungsnachweise nach A102 in der Praxis geeignet.

NASIM bietet Funktionen für die Modellierung qualitativer Prozesse der Stoffmischung und des Stoffabbaus. Bei Anwendung des hydrodynamischen Rechenkerns wird auch die Diffusion berücksichtigt. Diese Integration ermöglicht es, hydrologische Prozesse (z. B. Regenereignisse, Abflussbildung, hydrodynamisches Routing) mit Stoffkonzentrationen in einer Langzeitsimulation unter Berücksichtigung des gesamten Wasserhaushalts zu untersuchen und den Transport von Stoffen abzubilden.

Das in NASIM integrierte Streeter-Phelps-
Plugin berechnet Stoffkonzentrationen.

Abgeleitete Größen wie der pH-Wert und die Ammoniak-Konzentration sind einfach über einen Formeleditor in NASIM bestimmbar und werden als Zeitreihe ausgegeben. Zur Modellierung von BSB5 und Sauerstoffkonzentrationen ist ein Plugin in NASIM integriert, das diese Werte in Abhängigkeit von der Wassertemperatur nach Streeter-Phelps berechnet (s. Bild). Dadurch entfallen Datenübergaben zwischen verschiedenen Modellen und auch Langzeitsimulationen sind sehr performant durchführbar. Bei der Konzeption und der Softwareentwicklung wurde das DWA Arbeitsblatt 102 (bzw. das vorherige Merkblatt BWK M3) als wesentliche fachliche Grundlage verwendet.

NASIM verfügt seit Version 4.5 über einen hydrodynamischen Rechenkern, der es ermöglicht, Teilbereiche des Modells 1D-hydraulisch zu modellieren. Die oben genannten Prozesse sind unabhängig vom gewählten Berechnungsansatz verfügbar.

Darum sollten Sie NASIM für Einleitungsnachweise einsetzen

  • Stoffe wie Ammoniak/AfS63 können detailliert berechnet werden.

    Der Ausschnitt aus einer Langzeitsimulation zeigt die berechnete Veränderung von Stoffkonzentrationen bei einem Einleitungsereignis.

  • Möglich ist auch die Integration von Daten zu Stoffen (z. B. aus ELWAS oder Messstellen), die als generelle Gewässerbelastung aus unbefestigten Flächen in die Modellierung eingehen.
  • Die Darstellung von Simulationsergebnissen im Zeitreihenviewer über den gesamten Simulationszeitraum macht die Prozesse transparent.
  • Das Konzept ist aufgrund seiner offenen Struktur (DLL-Plugin, Skripte) erweiterbar, sodass weitere Stoffberechnungen, die über eine einfache Mischungsrechnung hinausgehen, leicht integrierbar sind.

In der Regel ist der Aufwand der Modellerstellung bzw. -erweiterung gering, wenn bereits ein Modelldatensatz aus der Schmutzfrachtberechnung vorliegt, der in einen Modelldatensatz für ein Gewässereinzugsgebiet integriert wurde. Er besteht dann im Wesentlichen in der Angabe von Stoffkonzentrationen je Abflusskomponente in einer übergeordneten Stofftabelle, die für alle Systemelemente gilt.

Sind innerhalb des Systems Differenzierungen der Stoffkonzentration erforderlich (z. B. wenn ein lokaler Karstgrundwasserleiter für erhöhte pH-Werte sorgt), können je Systemelement spezifische Stoffkonzentrationen angegeben werden. Der Modelldatensatz lässt sich damit in der erforderlichen räumlichen Auflösung an die Gegebenheiten eines Untersuchungsgebietes anpassen.

NASIM für die nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung

Will man Städte klimaresilient (um-)gestalten, ist ein Wandel im Umgang mit Regenwasser erforderlich. Die bisher betriebene Regenwasserbeseitigung wird dabei durch ein intelligentes, naturnahes Regenwassermanagement abgelöst.

Das Konzept der wasserbewussten Stadtplanung stellt einen wichtigen Baustein zur Klimaanpassung urbaner Bereiche dar. Es sieht vor, das Niederschlagswasser dort, wo es anfällt, dezentral in kleineren Speichern zu sam-meln. Vor Ort wird es dann als Grauwasser oder zur Bewässerung genutzt oder es gelangt über die Versickerung oder die Verdunstung wieder in den natürlichen Wasserkreislauf.

In Trockenzeiten steht das Wasser für die Versorgung von begrünten Oberflächen (Grünanlagen, Fassaden, Dächer) zur Verfügung. Während sommerlicher Hitzeperioden trägt die Verdunstung des Wassers über die Pflanzen und offenen Wasserflächen zur Abkühlung urbaner Bereiche bei. Das wirkt der Bildung von Hitzeinseln entgegen. Bei Starkregen kann das Wasser über Retentionspuffer und Abflusswege möglichst schadlos abfließen.

Module in NASIM integriert

Mit NASIM erstellen Sie komfortabel N-A-Modelle für Stadtquartiere in der gewünschten Skalierung und Detaillierung. Für die Abbildung im N-A-Modell lassen sich vorparametrisierte und -strukturierte Elemente definieren, die für den Modellaufbau zugeladen werden können:

  • Gründach
  • Zisterne
  • Mulde
  • Befestigte Fläche usw.

Exemplarisch haben wir Komponenten der Schwammstadt vordefiniert und die Wirkungen der Maßnahmen berechnet.

Die Wirkung der Module auf den Wasserhaushalt ist von der Parametrisierung abhängig. Für jedes Untersuchungsgebiet kann diese separat angepasst werden. Weitere Komponenten können von Anwendern und Anwenderinnen erstellt werden bzw. sind bei uns in Vorbereitung: z. B. Regentonne, Graben mit Versickerung, Grünflächen mit Bewässerung.

Die in NASIM integrierten Module zur Berechnung von Schmutzfracht, Kanalnetzanzeige und Einleitungsnachweisen ermöglichen es, das erstellte Modell direkt für die erforderlichen Nachweise und ggf. Änderungsanzeigen zu verwenden.